28.1.2014
Herzliche
Grüße aus der Hölle! Auch aus dem Himmel, vielmehr, der Wirklichkeit, ja. In
den vergangenen Nächten war ich in der Hölle, immer wieder.
Es begann
damit, dass ich im Urlaub auf Teneriffa ein paar Tage zuvor geträumt hatte,
jemand gewesen zu sein, der anderen Menschen Unrecht getan hat, andere
geschädigt oder verletzt hat. Waren das Erinnerungen an ein vergangenes Leben
oder Träume? Es ist gleichgültig, ob sich die geträumten Geschichten tatsächlich
irgendwann und irgendwo einmal ereignet haben oder ob sie Sinnbilder sind.
In den
Nächten seit dem Urlaub ging es weiter mit meinem nächtlichen Traum-Erleben. Vergangene
Nacht bin ich meinem Schatten begegnet, und dieses Mal war ich es, definitiv. In
einer langen Prozession zogen tatsächliche Erinnerungen aus meinem Leben an mir
vorüber. Es waren auch Ereignisse dabei, an die ich mich kaum mehr erinnert
hatte, vieles, was für mich damals Kleinigkeiten gewesen waren. Ich musste nun Situationen
beobachten und miterleben, in denen ich andere gekränkt hatte, ihnen Unrecht
getan hatte, in denen ich brutal über die Grenzen anderer hinweg gegangen bin.
Oh ja! Da gab es eine ganze Menge anzuschauen. Und ich fühlte, was sie fühlten.
Die Empfindungen, die ich dabei hatte, waren entsetzlich. Schmerz. Trauer.
Reue.
Die
Gemeinsamkeit meiner Erinnerungen in dieser Nacht und meiner Träume in den
Tagen davor war, dass ich in jedem einzelnen Fall aus einer inneren Haltung der
Trennung gehandelt hatte, das wurde mir nun klar. Einer Haltung der Trennung von
allem, was gut ist, von Gott, vom Licht. Ich habe die Nicht-Liebe gelebt, mich
böse verhalten, kalt, brutal, herzlos. Dabei hab ich in der jeweiligen
Situation kaum etwas empfunden; bewusst wurde mir das erst jetzt, als das alles
an mir vorüberzog und mich so sehr berührte.
Ich war nun
ja nicht nur Agierende, sondern gleichzeitig Beobachter des Geschehens. Und
dieser Beobachter war die höhere Instanz. Ich hatte den Überblick und die
Fähigkeit, die Perspektive der anderen Beteiligten einzunehmen und die Dinge
einzuordnen in größere Zusammenhänge. Dadurch erkannte ich, was ich da tat und war
in der Lage, mein Handeln zu beurteilen. Vielmehr, ich musste es beurteilen! Ich
habe genau wahrgenommen und gespürt, was ich den anderen angetan habe. Und das
war schrecklich! Furchtbar, das so hautnah mitzuerleben. Oh Gott, so ähnlich
stelle ich mir das „jüngste Gericht“ vor. So ähnlich wird es von verschiedenen Stellen beschrieben: Markante Situationen des eigenen
Lebens ziehen an einem vorüber und man ist Zeuge der eigenen Handlungen. Bei
mir waren es in diesen Nächten ausschließlich meine Schandtaten. Eiseskälte,
Verlorenheit, Nicht-Liebe. Es war die Hölle, dieses Wieder-Erleben, diese
Erfahrung der Getrenntheit.
Bilder
tauchten auf von Jesus Christus. In der vergangenen Nacht fühlte ich mich, als
hätte ich selbst Jesus ans Kreuz genagelt - aus einem völlig verdunkelten
Bewusstsein der Trennung von Gott heraus, ohne dass mir wirklich bewusst
gewesen wäre, was ich da tat. Blind und gefühllos. Ich empfand seelische
Qualen, unendlichen Schmerz, während ich mich dabei nun selbst beobachtete. Ich befand mich im
dunkelsten Dunkel, abgrundtief. Ich war vollkommen am Boden, wie
zerschmettert. Aus. Ende.
Und dann,
auf einmal, wird aus diesem Dunkel etwas geboren, eine Erkenntnis dämmert heran.
Etwas verändert sich und ich versuche zu erkennen, was es ist. Ganz langsam
nimmt diese Erkenntnis Gestalt an. Auf einmal verstehe ich einige dieser Sätze
aus der Bibel zum ersten Mal, kann sie wirklich fühlen. „Was ihr dem Geringsten
antut, ….“ „Sie wissen nicht, was sie tun.“ Wie in Zeitlupe fühle ich mich ganz
sachte angehoben, steigt in mir eine Erkenntnis auf. Diese absolut reale, diese
gelebte Erfahrung meiner Erinnerungen und meiner Träume war im tiefsten Grunde
--- eine Illusion. All diese Dinge, die ich hundertprozentig realistisch erlebt
habe, sind real geschehen. Aber jetzt erkenne ich, dass sie
nicht die Wirklichkeit waren. Ein Paradoxon, nicht zu erklären, nicht fassbar
für den Verstand…
Aber ich
fühle und weiß mit unerschütterlicher, innerer Gewissheit, dass die
Geschehnisse nicht die Wirklichkeit waren. Sie waren Illusion. Denn Gott ist
niemals n i c h t anwesend. Gott, die Liebe, ist jederzeit
überall und die Trennung, die ich wahrgenommen habe, aus der heraus ich
gehandelt habe, besteht überhaupt nicht, niemals. Ich spüre die nicht endende,
ewige, unermessliche Liebe und die Wirklichkeit, die Gott ist, in mir. Ich spüre
und weiß, dass das die Wahrheit ist. Ich bin die Göttlichkeit in mir. Ich fühle
mich getröstet, unerschütterlich geliebt. Ich Bin. Niemals war ich verloren;
niemals war ich getrennt von Gott, der in mir ist. Oh Gott, welche Freude.
Ich erkenne
den Wert der alten Erfahrungen. Denn nur in dieser gefühlten Illusion der
Nicht-Liebe konnte ich erfahren, was die Wirklichkeit ist. Ja, es gibt das Böse,
denn ich wollte es. Es gibt diese Illusion der Trennung, und sie ist verdammt
realistisch! Wir erfahren sie hier auf dieser irdischen Ebene des Erlebens. Und
doch hat es sie niemals gegeben. Ich habe sie mir erschaffen, um zu erkennen,
was ich n i c h t bin und um zu erfahren, dass die Trennung von
Gott in Wahrheit nicht und niemals möglich ist.
Ich bitte
alle Mit-Agierenden in meinem Leben und in meinen Träumen aus tiefstem Herzen
um Verzeihung. Ich danke euch zutiefst und aus ganzem Herzen , dass ihr mir
diese Erfahrungen, die Illusion der Trennung ermöglicht habt. So dass ich mich
selbst erkennen konnte. Damit ich Gott,
die Liebe, unser Einssein auch in der Illusion erkennen konnte…
Diese tiefgreifende Erfahrung ging weit über das hinaus,
was ich im Zusammenhang mit meinem schlechten Gewissen erlebt hatte, das mich
- wie wir
das ja kennen - seit meiner Kindheit wegen verschiedenster Dinge immer mal wieder geplagt
hatte. Und es ging auch hinaus über Erlebnisse ozeanischer Ausdehnung, Gefühle
des Einsseins mit dem Universum, die ich vereinzelt erfahren durfte. Denn hier
flossen sie nun zusammen und gebaren eine Erkenntnis, eine neue Erfahrung. Die Erlösung.
Hier habe ich Erlösung erfahren. Eine Art von Tod habe ich erlebt.
Und nun beginnt, ganz langsam, dieses Vakuum, das dadurch in mir entstanden war
- das vielleicht ich selbst war durch dieses Erleben – sich anzufüllen mit
etwas Neuem. Ich spüre, wie etwas in mich hineinfließt. Eine Energie? Liebe?
Wahrheit. In meinem Kopf ist es noch nicht angekommen. Egal. Ich weiß nichts, weiß nur, dass es in Ordnung ist. Meine Erschöpfung verlangt jetzt nach
Ruhe. Was auch immer geschehen wird, es soll geschehen. Alles ist gut. Ich
brauche jetzt Ruhe und erhole mich.