Sonntag, 23. Oktober 2016

Der Schmerz der Trennung

Der Schmerz der Trennung

Während einer Sitzung ist mir ein täglich tausendfach wiederkehrendes Geschehen deutlich ins Bewusstsein getreten. In tiefer Entspannung sah ich mich als Einzeller, als in sich geschlossenes, in sich ruhendes Wesen. Als dieses Wesen traf ich die Entscheidung, mich zu teilen, einen Teil von mir abzuspalten, um dadurch neue Erfahrungen zu ermöglichen, um ganz andere Möglichkeiten durch Vielheit zu erschaffen. Sofort begann dieser Vorgang der Abspaltung und ich teilte mich.
Und das tat weh! Was für ein tiefer, gewaltiger Schmerz! Etwas völlig Neues erlebte ich hier. Gleichzeitig wusste ich, dass es nötig war mich zu zerreißen, um mich auf neue Art auszudehnen, zu erweitern, andere Erfahrungswelten zu erschaffen. Es gab kein Zurück und ich wollte auch kein Zurück. Dieser Schmerz, den ich nicht gekannt und nicht erwartet hatte, war die erste neue Erfahrung und er war überwältigend.

Mir wurde bewusst, dass dieses Erleben der Trennung, das vielleicht einmal das des Schöpfers gewesen war, sich immer noch und immer wieder tausendfach und millionenfach wiederholt. In meinem Körper, in unseren Zellen und auch immer wieder in unserem Leben mit unseren Begegnungen. Unser Streben nach Gemeinsamkeit, unsere Sehnsucht nach Zusammenkommen, nach Verschmelzung rührt daher. Wenige wollen zunächst wirklich allein sein.

Es wurde deutlich, dass unsere Welt, dass diese Erde und alles, was es hier gibt, auf dieser Trennung basiert. Im Grunde auf diesem Schmerz basiert. Daher erleben wir diesen Schmerz des Getrenntseins, den Schmerz der Trennung, immer wieder, unbewusst und bewusst. Daher ist der Schmerz so sehr Bestandteil dieser Welt und unseres Lebens.

Und wozu führt das? Was geschieht dadurch? Wir bewegen uns. Wir machen Erfahrungen. Erfahren uns selbst durch unser Sein und Tun in der Welt. Der Schmerz ist für uns Motivator, schiebt und drängt uns ständig in Richtung „Wiedervereinigung“ ;) oder vielleicht erst einmal auch noch tiefer in die Erfahrung von Isolation und Getrenntheit. Mich eins zu fühlen mit anderen - und mit mir selbst - macht mich glücklich. So erlebe ich wieder dieses vertraute, wunderschöne Gefühl. Und ich rücke wieder näher zusammen mit meinem Gegenüber und mit mir selbst. Wir erinnern uns. Und immer öfter erinnern wir uns daran, dass Getrenntheit nicht die ganze Wahrheit ist. Getrenntheit und Einheit existieren nebeneinander und beide kann ich erfahren. Kann ich wählen?