Dienstag, 4. März 2014

Ein Freitod


Vergangene Nacht hatte ich einen sehr bewegenden Traum. Ich wurde in eine Scheune zitiert. Dort oben auf dem Boden saß im Heu ein Mann mit einer Schlinge aus einem Strick um den Hals. Rechts und links neben ihm saßen zwei weitere Männer, die mit ihm sprachen. Sie kannten sich offensichtlich. Ich kannte die drei nicht, sollte und musste aber anwesend sein. Ich sollte, wie die beiden anderen Männer, beim Freitod des Mannes mit dem Strick um den Hals anwesend sein. Die Männer sprachen noch miteinander, tauschten sich sehr freundschaftlich über Persönliches aus. Der Mann, der sein Leben beenden wollte, wurde mehrfach gefragt, ob denn sein Entschluss feststünde, denn der wäre dann gleich nicht mehr zu revidieren. Nein, er war sich ganz sicher und war nicht von seinem Entschluss abzubringen. Dann durfte er tun, was er tun wollte. Ich war angehalten zuzusehen und musste das also tun. Der Mann stand auf und ließ sich vom Heu da oben herunter fallen, in die Schlinge hinein. Nach ein paar Zuckungen war das Leben aus seinem Körper gewichen. 

Meine Empfindungen während des ganzen Ereignisses kann ich überhaupt nicht beschreiben. Was ich festhalten möchte, ist zum Beispiel, dass ich höchsten Respekt davor empfand, wie diese Menschen gegenseitig ihre Entscheidungen respektierten und mit welcher Würde alles vonstatten ging. Deutlich spürte ich die Liebe, mit der sie einander zugetan waren und die Achtung, mit der sie einander behandelten. Das hat mich enorm beeindruckt und mir wurde klar, dass sie um die Ewigkeit und Unendlichkeit des Lebens wussten.  Während des Geschehens beobachtete ich auch beiden Männer, die noch dort oben saßen. Sie wandten sich schließlich doch vor Schmerz und Qual, den Tod ihres Freundes miterleben zu müssen, denn sie sahen ja auch, welchen Schmerz er empfand, aber sie respektierten zu jedem Zeitpunkt seine Entscheidung. Für mich ging es darum, Beobachter zu sein - für die anderen war ich zu keiner Zeit sichtbar oder wahrnehmbar - Beobachter sowohl der drei Männer als auch von mir selbst, meine Gefühle und Empfindungen ganz bewusst und genau wahrzunehmen… Mich einzuschalten war nicht möglich, denn ich befand mich außerhalb der Situation.

*** Bei den drei Männern in meinem Traum ging es - wie fast immer, wenn wir träumen - um Anteile von mir selbst. Da gab es offensichtlich einen Anteil, der lebensmüde war, der sich aufgeben wollte. Mir wurde im Nachhinein klar, dass ich dieses Geschehen nun noch komplett ändern kann und dass ich diesen Traum geträumt habe, um mir selbst etwas bewusst zu machen und eine Variante gewissermaßen durchzuspielen.

26.2.2014

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