Freitag, 3. Juli 2009

Integration eines Aspekts – Beispiel

Mein Traum: Ich bin unterwegs in dieser Welt, dargestellt als ein Hotel, in dem ich lebe. Täglich habe ich viele Begegnungen mit Menschen. Mein ständiger Begleiter in diesem Leben ist ein Frettchen, diese Marderart, mit sehr scharfen, spitzen Zähnen, das äußerst wendig und flink ist. Mein Frettchen ist ausgesprochen bissig und wenn ich im Gespräch mit anderen bin, beißt es oft zu und verletzt den anderen. Das macht mir zu schaffen und ich versuche, es zu verhindern. Irgendwie klappt das nicht. Alle Versuche, das Frettchen im Zimmer einzusperren scheitern. Also binde ich dem Frettchen das Maul zu, bevor wir uns nach draußen bewegen. Doch die Bandage hält nicht. Dann beschließe ich, das Frettchen auszusetzen und werfe es irgendwo ins Gebüsch. Aus der Ferne muss ich mit ansehen, wie es nun unschuldige kleine Tierchen frisst. Nein, ich kann dieses bösartige Raubtier nicht einfach auf die Welt loslassen und nehme es wieder an mich.

Nun frage ich im Geiste meine Lehrerin, was ich tun kann, denn ich will dem Leid, welches das Frettchen verursacht, ein Ende setzen. Sie sagt – natürlich, denn das ist unsere Methode – ich könne es doch einfach durch mein Atmen erlösen. Mir ist klar geworden, dass es sich um einen Aspekt meiner selbst handelt, einen ungeliebten, verstoßenen Anteil, der nur erlöst werden kann, indem ich ihn in mein Herz atme.

Doch wie kann ich dieses kleine bissige Ungeheuer in mein Herz einladen? Es beißt auch mich und fügt mir stechende Schmerzen zu. Nun gut, das ist der Weg, ich weiß es ja. Ich nehme all meinen Mut zusammen und beginne tief zu atmen, während ich das Frettchen betrachte. Das Atmen ist schwierig und es schmerzt. Doch ich mache weiter, denn ich will das hier ein für alle Male hinter mich bringen. Auf einmal sehe ich, wie das Frettchen seine Gestalt verändert: Das Fell verschwindet, das Maul mit den spitzen Zähnen verliert seine Konturen. Ich atme weiter, Tränen laufen mir über das Gesicht. Der Körper des Tieres – es ist kein Frettchen mehr – wird glatt und weich, der Kopf rund und ein paar große, kindliche Augen schauen mich an. Ein Monster ist das hier nun nicht mehr. Ich atme weiter. Wir betrachten uns gegenseitig. Fast sieht das Wesen nun aus wie ein Seehund-Baby, ein Heuler. Und es ruft nach mir, hat Angst zu verhungern, allein gelassen zu werden.

Ich erkenne nun die Natur dieses Wesens. Es ist, wie alle meine Aspekte, mein Kind, mein Geschöpf. Und ich hatte es verstoßen, zumindest ignoriert, über lange Zeit. So hat es sich zum Monster entwickelt, denn jeder Aspekt fordert irgendwann sein Recht, gesehen zu werden. Wenn die Zeit reif ist, und wenn wir reif sind, findet die Konfrontation statt. Bei mir ist das nun, hervor geholt durch einige Geschehnisse im Außen, im Traum geschehen. Sonst hätte das vielleicht in der Meditation stattgefunden, auch in einer Rückführung wäre das gezielt möglich gewesen. Meine Seele führt mich, immer, wenn ich bereit bin, und das ist bei uns allen so.

Dieses Seehund-Baby kann ich nun in mein Herz einlassen. Dieses Wesen kann ich in den Arm nehmen, ihm die Liebe schenken, die ihm gebührt. Ich erkenne, dass sich hinter dieser Maske des bösen verletzenden, kleinen Ungeheuers ein Anteil verborgen hatte, den ich nicht geliebt hatte, sondern den ich versucht hatte zu verbergen oder loszuwerden. Das funktioniert nie mit den Aspekten, das weiß ich schon lange, und doch hab ich es wieder versucht, denn ich hatte Angst.

Nachdem so eine Integration vollzogen ist, gönne ich mir Ruhe, schenke mir selbst Anerkennung, denn es ist etwas Großes geschehen, eine Erlösung. Ich bin wieder ein Stück freier und bewusster geworden und ich genieße den Frieden, der sich ausbreitet.

Anmerkung: Dieser Frettchen-Aspekt hat sich für die anderen gar nicht bösartig dargestellt, war aber manipulativ. Ich will die Darstellung hier nicht zu kompliziert machen, sondern vielmehr den Mechanismus der Integration veranschaulichen. Wer wissen möchte, um welchen Aspekt es sich in diesem Fall handelte, spreche mich gerne an.

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