Samstag, 20. Juni 2009

Schwäche zeigen

Es geht ans Eingemachte! Unangenehm ist das, vor mir selbst und erst recht vor anderen. Jemand wie ich, eine Frau, die „ihren Mann steht“, allein erziehend alles managt, was so anliegt, vom Brot Erwerb über das Lampen Anbringen und die Kleinreparaturen bis zu den Finanzentscheidungen inklusive dem Bürokram. Die üblichen weiblichen Domänen in Haus und Küche beherrsche ich sowieso. Naja, nun stehe ich hier und fühle mich schwach, allein, hilflos, mag nicht mehr, kann nicht mehr. Was ist eigentlich los?

Es kostet mich gewaltige Überwindung, es zuzugeben, aber ich fühle mich schwach. Zwar läuft und funktioniert im Außen alles, aber meine unausgeglichene, vorherrschend maskuline Lebensweise will mir nicht mehr passen, zwickt und zwackt mich an allen Enden. Worte und Ideen wie Hingabe, Passivität, Zulassen, Annehmen und auch Es-gut-sein-lassen tauchen auf. Anstatt das nach männlicher Manier mit mir selbst auszumachen, will ich meine Situation offen beschreiben, denn rings um mich herum beobachte und erfahre ich, dass es Frauen und Männern ähnlich ergeht, dass auch nicht jeder so glimpflich davon kommt, sondern der eine oder andere bereits auf der Nase gelandet ist.

Bisher hab ich immer auf meine Stärke, Tatkraft, Durchsetzungsfähigkeit und Arbeit gebaut, hab die erkämfte Freiheit geliebt und nun will sich in mir eine kaum je gekannte Schwäche zeigen, wächst zunehmend mein Bedürfnis nach Weichheit, Sanftheit, nach Weiblichkeit mit all ihren Attributen. Mit meiner Neigung zu bevormunden und zu kontrollieren, der Kehrseite der Medaille also, hatte ich mich lange auseinandergesetzt und habe sie, zusammen mit ähnlichen Eigenschaften, größtenteils integriert. Nun kommt hier wieder ein dicker Brocken auf mich zu. Begleitet wird der von einer immensen Angst und angeschoben wird alles von einer großen Dringlichkeit.

Seitdem ich meine Selbstliebe pflege und mitfühlend auch mit mir selbst bin, habe ich begonnen, meine verschüttete Weiblichkeit auszugraben - sie hat mir so sehr gefehlt. Immer noch spüre ich diesen selbst erschaffenen Panzer um mich herum, doch jetzt behindert er mich, ist zum Ballast geworden, anstatt mich zu schützen. Mein Körper offenbart sehr deutlich die Weichheit, die ich selbst nicht leben wollte. Ab sofort vertraue ich meinen Gefühlen und lausche meiner inneren Stimme, gleichzeitig bin ich nachsichtig mit mir, wenn’s nicht so klappen mag. Nun schaue ich meiner Angst, schwach zu sein und etwas möglicherweise „nicht zu schaffen“ ins Auge und sehe schon, dass sie beginnt, dahin zu schmelzen. Dass ich stark bin, habe ich bewiesen. Nun will ich endlich auch meine Schwäche leben.

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